Doozer bietet als Vergleichs- und Vermittlungsplattform für professionelle Immobiliensanierungen seinen Kunden die Möglichkeit, online den besten Handwerker für Wohnungs- und Innenraumsanierung zu finden. Dabei liegen der hohe Qualitätsstandard als auch das schnelle Vermitteln des richtigen Dienstleisters im Fokus des PropTechs. Im Gespräch mit CEO und Founder Nicholas Neerpasch spreche ich über die Gründung des Unternehmens, die Prüfkriterien der vermittelten Handwerker und die Zukunft der Branche.
Eine Inspiration aus dem Alltag
Mit Doozer hast du eine digitale Plattform für Wohnungssanierungen geschaffen – was war die Inspiration für diese Idee?
Ich bin Architekt von Hause aus. Mit meinem Ingenieurbüro mache ich schon seit über 10 Jahren Wohnungssanierungen im großen Stil (1000+). Dabei haben wir schon immer unter den analogen Vergabeprozessen gelitten. Die Angebotseinholung ist schwierig, Vor-Ort Begehung mit Handwerkern langwierig und aufwändig. Wir mussten immer lange auf Angebote warten und konnten deshalb nie so effizient sein, wie wir gerne sein wollten. Wenn wir dann Angebote hatten nervte die Unvergleichbarkeit der Angebote von Handwerkern untereinander. Jeder Handwerker hat in der Regel sein eigenes Leistungsverzeichnis bepreist.
Heute sind vor allem die Kapazitäten der Handwerker knapp – und oft wartet man vergebens darauf überhaupt ein Angebot zu erhalten. Wir haben uns daher schon vor über 6 Jahren eine handgestrickte Lösung, damals nur für den internen Gebrauch, geschaffen. Diese Lösung war bereits so gut, dass uns unsere Kunden angesprochen haben, ob Sie die Software auch selbst nutzen dürfen. Doozer ist also aus einer expliziten Nachfrage nach einer Softwarelösung, wie der unseren, entstanden. Deshalb habe ich Doozer 2014 als eigenständige Firma ausgegründet.
Vertrauenswürdige Vermittlung und Qualität als Fokus
Welche Erfahrungen habt ihr bei der Implementierung eures Konzeptes vor allem bei den Eigentümern gemacht?
Doozer ist im Gegensatz zu anderen Handwerkerplattformen am Markt eine geschlossene Plattform, d.h. Handwerker gehen durch ein umfassendes On-Boarding, müssen den Doozer Leistungskatalog bepreisen, Dokumente (Freistellungsbescheinigung, Gewerbeanmeldung etc.) nachweisen bevor sie auf Kunden „losgelassen“ werden. Wir holen uns telefonisch und automatisiert Feedback zu jedem abgewickelten Auftrag ein. So wissen wir also sehr schnell bei wem es klappt und bei wem nicht. Wir deaktivieren proaktiv die Handwerker, die nicht unseren Ansprüchen genügen.
Wichtig ist zu verstehen, dass Doozer immer als Vermittler auftritt, nicht aber selbst zum Beispiel als Generalunternehmer. Dennoch sehen unsere Auftraggeber die vermittelten Handwerker jedoch zumeist als „Doozer Handwerker“. Deshalb ist unser Kernleistungsversprechen: Gute Qualität zum fairen Preis und vor allem zum geplanten Fertigstellungstermin.
Wir haben bereits sehr viele und sehr wichtige Erfahrungen am Markt sammeln können. Seit unserem Live-Gang 2014 wurden mit Doozer bundesweit bereits über 85.000 Wohnungen saniert. Wir bringen all diese Informationen regelmäßig zusammen und entwickeln uns daraus sehr schnell weiter.
Ein umfassender Kriterienkatalog
Zur Sicherung der Qualität arbeitet ihr bei Doozer nur mit geprüften Handwerkern, nach welchen Kriterien werden diese von euch ausgewählt?
Bereits bei der Anmeldung eines Handwerkerunternehmens schauen wir ganz genau, ob dieses unseren Qualitätskriterien entspricht. Dabei geht es vor allem um die Anzahl von Gewerken, Standortfaktoren, aktuellen Referenzen und die Reputationen im Internet. Nach der Prüfung der Qualitätskriterien stellen wir den Handwerkern dann die Funktionen und Prozesse von Doozer vor. Die Handwerker müssen verstehen, welche Aufgaben und Pflichten sie haben. In den anschließenden individuellen Schulungen in kleinen Gruppen stellen wir die Funktionsweise der Plattform Schritt für Schritt vor und klären alle offenen Fragen.
Nach der Schulung bekommen die Handwerker einen eigenen Zugang zur Plattform. Anschließend muss unser Leistungsverzeichnis bepreist, das Einzugsgebiet, in dem man tätig ist, eingestellt und die Kapazitäten verbindlich hinterlegt werden. Jeder Handwerker bekommt von uns eine regelmäßig aktualisierte Durchschnittspreisliste der Handwerker im gleichen Einzugsgebiet zur Verfügung gestellt, um entsprechend wettbewerbsfähige Preise anzugeben. Die Preise können durch die Handwerker jederzeit angepasst werden. Zudem lassen sich Dokumente, wie die Gewerbeanmeldung, eine gültige Freistellungsbescheinigung, Betriebshaftpflichtversicherung oder die notwendigen Meisterbriefe der entsprechenden Gewerke, hochladen.
Sobald alle notwendigen Einstellungen getroffen wurden, kann sich der Handwerker freischalten lassen. Nach der erfolgreichen Freischaltung können die Handwerker innerhalb von 3 Aufträgen Ihre Qualität unter Beweis stellen. Mehr Aufträge werden vorerst nicht vergeben. Die Auftraggeber wissen Bescheid, dass es sich hierbei um neue Handwerker handelt. Nach erfolgreicher Abnahme der Aufträge und Feedbackgesprächen mit beiden Seiten wird der Handwerker im Bestfall vollständig für alle Auftraggeber freigeschaltet und kann weitere Aufträge über Doozer erteilt bekommen.
Auch intern wird optimiert
In diesem Jahr habt ihr erfolgreich die Auftragsabwicklung für die Noratis AG digitalisiert. Was waren für Doozer die größten Herausforderungen bei der Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse?
Die Noratis AG legte von Anfang an den Fokus auf maximale Effizienzsteigerung. Unsere zentrale Plattform für alle Sanierungsmaßnahmen innerhalb des Unternehmens bot dafür die ideale Lösung. Die größten Herausforderungen liegen dabei oft bei den Mitarbeitern, deren Vertrauen wir gewinnen müssen. So starteten wir in der Pilotphase mit 3 Testsanierungen, um unser System live bei der Nutzung vorstellen zu können. So konnte die Noratis AG in Echtzeit erleben wie einfach Doozer funktioniert. Kurze Zeit später fällte die Geschäftsführung der Noratis AG die Entscheidung für die Integration von Doozer in die bestehenden Prozesse und wir begannen mit der Schulung aller relevanten Mitarbeiter (Technik, Vermietung, Controlling). Dabei achteten wir besonders darauf nicht-digital-affinen Mitarbeitern die Angst zu nehmen, um zu versichern: „Doozer ist genauso einfach zu handhaben wie bisher Zettel und Stift.”
Ein Blick in die Zukunft
Blicken wir einmal 10 Jahre in die Zukunft – wie wird sich der Markt für Handwerkerdienstleistungen deiner Ansicht nach verändern? Welche Rolle will Doozer dabei einnehmen?
Auch heute noch werden von dem €50 Mrd.-Markt für Innensanierung nur wenige Prozentpunkte digital vergeben. Aller Voraussicht nach werden im Jahr 2030 weit über 50% der Aufträge digital vergeben. Die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Corona-Pandemie verdeutlichen uns nicht nur die großen Vorteile der Digitalisierung, sondern auch deren Notwendigkeit.
Handwerksunternehmen werden effizient digital Aufträge erhalten, Produkte einkaufen, die Lieferung zur Baustelle nachverfolgen, ihre Mitarbeiter disponieren und den Baufortschritt dokumentieren können. Das Chaos aus Telefon, Zettel, Stift und WhatsApp wird durch eine zentrale Kommunikationsplattform abgelöst werden. Dadurch werden die knappen Ressourcen im Handwerk, auf einer „Welle der digitalen Industrialisierung“ reitend, viel effizienter eingesetzt werden können. Wir möchten uns langfristig als die zentrale Lösung für Sanierungsvorhaben aller Art etablieren.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Nicholas.
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