Im Gespräch mit Christof Mauersberger – Gründer & Geschäftsführer von Yieldster

Nikolai Roth Allgemein, Interviews Leave a Comment

Das PropTech Yieldster bietet seinen Kunden einen Wohnungskonfigurator, dessen Bilder mit Hilfe der Raytracing Technologie in Realtime gerendert werden. Zusätzlich hat der Immobilienverwalter die Möglichkeit, die dort verfügbaren Produkte und Wohnungen zu verwalten und per Yield-Management die Preise an Nachfrage und Projektfortschritt anzupassen. Ich habe mich mit dem Gründer & Geschäftsführer Christof Mauersberger über Echtzeit-Rendering, Yield Management  und die Zukunft der Szene ausgetauscht.  

Mit eurem Wohnungskonfigurator und seinen Features bietet ihr Bauträgern und Maklern neue Arbeitsmöglichkeiten – woher kam die Inspiration für Yieldster?

Wir sind leidenschaftliche Software-Entwickler und haben schon in vielen Branchen Innovationen vorangetrieben. Über die Jahre gab es auch viele Kontakte und Einblicke in die Immobilienwirtschaft – und wir haben selbst gebaut. Da fiel uns natürlich sofort auf, dass es gerade hier noch ein enormes Potenzial bei der Digitalisierung gibt! Im Vertrieb war es für uns offensichtlich: Es gibt oft nur eine Webseite mit Infos zum Projekt, ein starres 3D-Rendering auf der Startseite und 2D-Grundrisse, unter denen sich viele wenig vorstellen können. Individualisierungsoptionen gibt es selten oder werden mit Absicht versteckt und die Preisgestaltung ist – obwohl Bauprojekte über Jahre laufen – oft unflexibel. Da setzt Yieldster an: Wir digitalisieren den Vertrieb und schaffen damit auf der einen Seite innovative neue Angebote (zum Beispiel den 3D-Konfigurator für Ausstattungsoptionen) und verbessern die Prozesse. Klare Abläufe, weniger Aufwand, keine Excel-Listen, Integration, zum Beispiel mit immoScout24, und mit der dynamischen Preissteuerung tatsächlich mehr Ertrag.

Im Konfigurator ist jeder Raum konfigurierbar, alles wird in 3D und in Echtzeit gerendert. Sogar der Sonnenstand kann per Datum und Uhrzeit eingestellt werden.

Im Konfigurator ist jeder Raum konfigurierbar, alles wird in 3D und in Echtzeit gerendert. Sogar der Sonnenstand kann per Datum und Uhrzeit eingestellt werden.

Das Konzept des Yield Management kennt man bisher primär aus den Anwendungsbereichen von Fluggesellschaften, der Hotellerie oder der Autovermietung. Was genau ist darunter zu verstehen und worin seht ihr die Chancen für den digitalen Immobilienvertrieb?

Genau, wir wissen alle, dass der Flug in ein paar Tagen einen anderen Preis haben kann. Die Anbieter reagieren in den von dir genannten Branchen schnell auf die Marktlage, um schlicht mehr Geld zu verdienen. Stockt die Nachfrage, wird der Absatz über einen geringeren Preis angeschoben. Ist die Kapazität fast ausgelastet, wird über einen höheren Preis mehr Gewinn abgeschöpft. Dieses Prinzip der dynamischen Preissteuerung lässt sich auf den Immobilienvertrieb übertragen, auch wenn hier vieles natürlich anders läuft als in den genannten Branchen. Und genau das berücksichtigt Yieldster: Das primäre Preissignal bei Immobilien ist in der Regel der Quadratmeterpreis. Daran kannst du drehen, weil Yieldster dir frühzeitig zeigt, wenn es für eine bestimmte Einheit viele Interessenten gibt. Aber weil du als Anbieter vielleicht den Quadratmeterpreis (noch) nicht ändern willst, gibt dir Yieldster mit den Ausstattungsoptionen deutlich mehr Flexibilität bei der Preissteuerung: Die Käuferin kann sich also aus verschiedenen Optionen die Fliesen, das Parkett und den Waschtisch aussuchen, aber auch das Kellerabteil oder der feste Fahrradstellplatz in der Tiefgarage können als Option gewählt werden. Hier kannst du die Preise leicht anpassen und wenn du merkst, dass deine Zielgruppe bereit ist, mehr Geld auszugeben, kannst du eine zusätzliche höherwertige Badewanne anbieten, bei der deine Marge nochmal steigt.

Preise anpassen ging ja prinzipiell schon bisher, aber es war mit viel Aufwand verbunden. Und das ändern wir radikal! Preisanpassungen werden automatisch überall übernommen, von den individuellen Exposés (in der natürlich das Wunschparkett der Kundin in 3D abgebildet und kalkuliert wird) über die Bemusterung im Konfigurator bis zur ImmoScout-Anzeige. Auch das Anbieten der Ausstattungsoptionen selbst erleichtern wir, über Schnittstellen zu Produktkatalogen. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass “echte” Sonderwünsche (denn die machen wirklich viel Aufwand) weniger gefragt werden, wenn es vordefinierte Optionen zur Individualisierung gibt.

Also, die Chancen von Yield Management im Immobilienvertrieb sind klar: höhere  Erträge und schlankere Prozesse.

Im Control-Hub können alle Ausstattungsoptionen geplant werden. Die Marge ist für alle Preiskomponenten sichtbar, gleichzeitig wird angezeigt, wie populär einzelne Optionen bei den Interessenten sind.]

Im Control-Hub können alle Ausstattungsoptionen geplant werden. Die Marge ist für alle Preiskomponenten sichtbar, gleichzeitig wird angezeigt, wie populär einzelne Optionen bei den Interessenten sind.

Ihr bietet euren Kunden Echtzeit-Rendering an, worin genau liegt deiner Meinung nach der Vorteil dieses Vermarktungswerkzeugs?

Flexibilität und Realismus! Alle bisherigen Wohnungskonfiguratoren arbeiten entweder mit vorgerenderten Bildern der Ausstattung oder mit Collagen aus statischen Teil-Bildern, die übereinandergelegt werden, wenn zum Beispiel die Wandfarbe gewechselt wird. Aber in einem Bad, in dem man aus je 10 Boden-, Wand- und Duschfliesen auswählen kann und dann 10 verschiedene Waschtische, Armaturen und so weiter, kann ich gar nicht mehr alles vorrendern, da wir in die Millionen und Milliarden Kombinationsmöglichkeiten kommen. Bei Yieldster ist das kein Problem – jede erdenkliche Kombination ist möglich.

Das zweite ist der Realismus: Ein Raum wirkt ja ganz anders, wenn ich die hellen Fliesen gegen dunkle tausche. Das Licht bricht anders, die Reflexionen sind anders, es gibt ein ganz anderes Raumgefühl. Bei übereinandergelegten statischen Bildern bekomme ich schlicht von der Helligkeit und dem Raumgefühl der gewählten Farben und Oberflächen nichts mit. Deswegen machen wir es live. Jedes Bild wird in wenigen Millisekunden auf einem Renderserver erstellt. Der größte Kritikpunkt daran war bis jetzt, dass die Qualität eines solchen Echtzeit-Renderings gegenüber vorgerenderten Bildern zurückstand. Durch Echtzeit-Raytracing können wir die Lücke schließen. In den nächsten Jahren wird sich diese Technologie weiterentwickeln und unsere Renderings werden dadurch immer noch eine Schippe drauf legen.

Der große Vertriebsvorteil zum Schluss: Durch die Flexibilität wird der Echtzeit-3D-Konfigurator zum echten Erlebnis für die Interessentinnen: Sie können den Sonnenstand einstellen, das Licht und die Einrichtung ein- oder ausschalten und sich alles in 3D aus verschiedenen Perspektiven anschauen. Diese individualisierte Wohnung können Sie dann mit allen Ansichten als personalisiertes Exposé herunterladen. Außerdem liegt die gesamte konfigurierte Wohnung als 3D-Modell vor, wir werden also perspektivisch VR-Begehungen anbieten können und auch ohne VR-Headset schon 360°-Videos ausspielen.

 Zwei Echtzeit-Renderings mit unterschiedlicher Konfiguration. Sichtbar wird, wie die unterschiedliche Wandfarbe über die Reflexion auch die Decke und die Einrichtung beeinflusst.

Zwei Echtzeit-Renderings mit unterschiedlicher Konfiguration. Sichtbar wird, wie die unterschiedliche Wandfarbe über die Reflexion auch die Decke und die Einrichtung beeinflusst.

Blicken wir einmal 10 Jahre in die Zukunft – wie wird sich die Immobilienbranche deiner Ansicht nach verändern? Welche Rolle will Yieldster dabei einnehmen?

Christof Mauersberger

Christof Mauersberger

Die Branche wird deutlich digitaler sein, ganz klar. BIM wird integriert sein in die Prozesse undExcel-Listen werden wegen ihrer mangelnden Integration und Fehleranfälligkeit vermieden. Auf der Vertriebsseite werden deutlich mehr Services geboten, 3D-Visualisierungen und weitergehende Individualisierungen sind dann Standard. Dadurch wird der Vertrieb auch dynamischer. Einmal alles festlegen und dann zwei Jahre warten bis alles verkauft ist, wird wirtschaftliche nicht mehr rechtfertigbar sein. Das macht die Prozesse natürlich erstmal komplexer, aber genau das fangen wir mit Yieldster auf und sorgen dafür, dass in dieser Phase alles glatt läuft.

Die Corona Pandemie hat in vielen Bereichen der Wirtschaft als Katalysator gewirkt. Habt auch ihr das Gefühl, dass sich Dinge schneller bewegen?

Klar, es gibt erstmal eine größere Bereitschaft, Dinge zu verändern und den Mehrwert von Digitalisierung zu sehen. Aber ehrlich gesagt haben wir den Eindruck, dass Corona in der Immobilienwirtschaft noch kein großer Katalysator ist. Etwas provokant gesagt: Der Branche geht es “zu gut”, es gibt keinen Leidensdruck und mit Excel-Listen und einem Bemusterungskatalog auf Papier bekommt man seine Wohnungen trotzdem mit guter Marge verkauft.

Das wird sich irgendwann ändern und spätestens dann gewinnen die Pioniere, die heute schon digitalisieren. Die profitieren ja jetzt schon, weil sie auf der einen Seite Prozesse besser managen und ihren Kundinnen bessere Angebote machen können. Man muss also vielleicht nicht auf die Krise warten, damit es sich lohnt.

Danke für das interessante Gespräch und den Austausch, Christof!

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