Aktuell zähle ich 289 PropTechs in der DACH-Region. Aber was genau tun sie eigentlich? Um dem auf die Spur zu kommen, habe ich ein Gespräch mit Vincent Schlecker, Sales Director bei KARMA, für euch. Er verrät mir unter Anderem, welche Vor- und Nachteile es hat ein PropTech aus einem Traditionsunternehmen auszugründen – und wieso potentielle Kunden daher auch mal skeptisch reagieren.
Was tut Karma in der Immobilienwirtschaft?
KARMA bietet eine Plattform die es erstmals ermöglicht, sämtliche relevante Daten eines Gebäudes automatisiert in einer intuitiven Anwendung zu zentralisieren. KARMA bündelt alle für Sicherheit und Energieverbrauch relevanten Daten und Raumwerte in einer Anwendung. Sie stehen dem Gebäudeverantwortlichen übersichtlich zur Verfügung. Dazu gehören Temperatur, Strom-, Gas-, und Wasserverbrauch, der Zustand der Schließanlagen, Brandmelder und vieles mehr. Selbstlernende Algorithmen identifizieren untypisches Verhalten im Gebäudebetrieb. Da wir permanent den Wasserverbrauch eines Gebäudes erfassen und seine Betriebszeiten kennen, ist es beispielsweise möglich automatisiert Wasserrohrbrüche zu erkennen. KARMA meldet sich dann bei ungewöhnlichen Messungen einfach per Push-Nachricht. Der große Vorteil von KARMA liegt in der zügigen Installation in jedes Bestandsgebäude, da wir in der Lage sind, uns der jeweiligen Infrastruktur des Gebäudes anzupassen. Dies war von Beginn an unserer Fokus bei der Entwicklung von KARMA.
Wir bieten eine am Markt einzigartige und zukunftsträchtige Lösung für umfassendes, digitales Gebäudemanagement in Bürokomplexen, Hotels, Altersheimen und Industrieanlagen jeglicher Art. Eine absolut gewinnbringende und zukunftsweisende Lösung. Einsatzbereit per Plug & Play, ohne anfängliche Investitionskosten für den Kunden.
Euer Unternehmen wurde aus dem Traditionsunternehmen Wolff & Müller ausgegründet. Welche Vor- oder auch Nachteile habt ihr dadurch als junges PropTech?
Der große Vorteil liegt darin, dass wir eine Vielzahl der von WOLFF & MÜLLER gebauten Gebäude mit KARMA ausstatten. Daher können wir unsere Lösung in unterschiedlichen Gebäudekomplexen im Live-Betrieb weiterentwickeln. Neben zahlreichen Hotels statten wir aktuell auch mehrere große Büro- und Wohnkomplexe mit KARMA aus. Mit jeder Installation sammeln wir wertvolle Erfahrung und richten die Weiterentwicklung von KARMA konsequent an den Anforderungen der Gebäudeverantwortlichen aus.
Der Nachteil liegt hingegen darin, dass spannende, potenzielle Kunden den Eindruck gewinnen, dass wir ausschließlich eine Lösung für WOLFF & MÜLLER Kunden anbieten. Wir wollen mit KARMA aber ein ganz eigenständiges Unternehmen mit eigenem Kundenstamm aufbauen. Daher haben wir für unsere Außendarstellung ein komplett eigenes Corporate Design entwickelt und bauen an zwei komplett neuen Standorten aktuell ein großes Team auf.
Ihr habt das Bleyle Quartier in Ludwigsburg vernetzt. Welche Erfahrungen konntet ihr dabei sammeln?
Mit dem Bleyle Quartier haben wir einen ersten großen Referenz-Kunden für uns gewinnen können. Das Areal umfasst mehrere Büros, ein Studentenwohnheim und ein Hotel. In allen Gebäuden haben wir KARMA integriert. Wir konnten dort bereits nach wenigen Monaten einige Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz identifizieren. Unter anderem haben wir durch eine dauerhafte Energie-Messung mit KARMA festgestellt, dass die Wärmepumpe des Studentenwohnheims ineffizient arbeitet. Ebenfalls haben wir den Wach- und Schließdienst durch die Digitalisierung der unter Denkmalschutz stehenden Türen entlastet. Die Digitalisierung der Aufzüge reduziert zudem die manuellen Aufwände des Hausmeisters hinsichtlich seiner Kontrollpflicht der vom TÜV vorgegebenen Checkliste.
Denken wir 10 Jahre in die Zukunft: Wie sieht die Immobilienbranche aus? Welche Rolle spielt Karma darin?
Die Immobilienbranche steht bezüglich der Digitalisierung sicher noch am Anfang. Aber zahlreiche PropTechs bieten vielfältige Lösungen für die Immobilienbranche an. In Zukunft wird sich die Branche daher wohl recht schnell und massiv verändern. Dabei werden sich in den nächsten 10 Jahren einige Top-Player durchsetzen und entsprechende Lösungen werden sämtliche Prozesse in der Immobilienbranche digitalisieren.
Unser Anspruch ist es in diesem komplexen Marktumfeld KARMA zur führenden, zentralen Plattform für ganzheitliches digitales Gebäudemanagement zu machen. Bereits heute haben wir erkannt, dass die Digitalisierung von Gebäude nicht zwingend ein riesiges Investment darstellen muss. Wir wollen sämtliche Gebäudeverantwortliche für uns gewinnen, die mit geringem Aufwand eine intuitive Anwendung in ihr Gebäude integriert wollen, um in die digitale Zukunft zu starten. Mit diesem Vorhaben haben wir KARMA über 2 Jahre lang entwickelt. Nun beginnen wir aktiv den Markt zu erobern.
Vielen Dank für das Gespräch, Vincent.